Böblingen hat ein Herz für leidende Schulkinder. Neuste Forschungen haben ergeben, dass Zu-Fuß-Gehen für Schulkinder lebensgefährlich ist. Schon 100m am Stück können zum Kollaps führen, psychische und mentale Folgen gelten als sehr wahrscheinlich. Schnelles Rennen soll noch schädlicher sein.
Aus Angst um die nächste Generation ermuntern die Böblinger Verantwortlichen alle Eltern, unnötige Bewegungen zu vermeiden. Deswegen wird es gestattet, dass Eltern Ihre Kinder bis jeweils zum Eingang fahren, bei allen öffentlichen Einrichtungen. Einen Anfang hat die Friedrich-Schiller-Realschule gemacht. Der dortige Fuß- und Radweg ist als Straße zugelassen.
Die nächste Einrichtung, die Folgeschäden von Kindern Einhalt gebieten soll, ist das Hallenbad am Murkenbach. Alle autofahrenden Eltern werden ermuntert, das Schild mit der Feuerwehrzufahrt zu ignorieren und den Hinweis, dass nur an ausgewiesenen Stellen geparkt werden darf, als Satire abzutun. Man ist im Böblinger Ordnungsamt hoch erfreut über die schnelle Akzeptanz dieser Maßnahmen. Der abendliche Verkehrsstrom vom- und und zum Hallenbad sorgt dafür, dass die nächste Generation keine gesundheitlichen Schäden davonträgt.
Als weiterer Schritt wird geplant, das Wasser im Hallenbad abzulassen, sodass sich die Kinder nur am Rand aufhalten können. Aktuelle Studien über Schwimmen laufen zwar noch, aber erste Vorergebnisse können Gefährdungen nicht ausschließen. Entsprechend wird auch schnelles Gehen und Rennen verboten werden. Personal zur Überwachung ist schon beantragt. Stellen zur Verkehrsüberwachung können nun wegfallen, sodass die Finanzierung gesichert ist. Aus sicheren Quellen konnte man erfahren, dass die Genialität der Amtsleiter viel Eindruck hinterlassen hat.
Ich bin stolz, in einer Stadt zu wohnen, die sich derart um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Kinder sorgt.
Neulich befuhr ich abends den Geh/Radweg von der Kremser Straße zur Haltestelle Danziger Straße. Eine Mutter mit zwei Kindern war drauf und dran, die den Geh/Radweg zur Unterquerung der Schönbuchbahn mit dem Auto zu nehmen.
In der weiteren Diskussion stellte sich heraus, dass sie es als Mutter ihren Kindern nicht zumuten kann, das Auto legal an der Straße abzustellen und die restlichen 100m zu Fuß zurückzulegen.
Der Artikel, aus Sicht der Eltern, ist keine Satire. Das ist real. Die Eltern haben kein Problem, die Unterquerung mit dem Auto zu befahren und gleichzeitig andere Kinder zu gefährden. Diese schizophrene Haltung scheinen viele Eltern verinnerlicht zu haben.
Es ist Aufgabe des Ordnungsamts, diese Halten zu korrigieren und mit Strafzetteln zu manifestieren. Leider passiert nichts. Anfragen ans Ordnungsamt bleiben unbeantwortet.