Die Ergebnisse des ADFC Fahrradklimatests 2016 liegen nun vor. Die Befragung fand im Herbst 2016 statt.
138 Böblinger haben sich an der Umfrage beteiligt, fast genauso viele wie 2014. Relativ ist dieser Wert vergleichbar mit Freiburg, das den 2. Platz in Baden-Württemberg eingenommen hat. Das Interesse am Fahrradfahren ist also unverändert groß.
Und wie haben die Böblinger abgestimmt? 4,2 – exakt der gleiche Wert wie vor 2 Jahren. Kurz gesagt: Es hat sich nichts getan.
Die hohe Beteiligung belegt, dass diese Bewertung nicht das Ergebnis einiger „verbiesterter“ Radlerinnen und Radler ist, sondern auf einer breiten Einschätzung basiert.
Man kann sich nur wiederholen: Böblingen hat einige Möglichkeiten gehabt, seine Fahrradfreundlichkeit unter Beweis zu stellen, die aber allesamt „vergeigt“ wurden. Allein die Radwege um die Mercaden herum sind ein Grauen. In den letzten beiden Jahren wurden nicht einmal Radwege eingeweiht, die mehr als 50 Meter Länge aufweisen. Flickwerk par excellence. Im Zuge der Verkehrswende, die in aller Munde ist, muss die Stadt Böblingen reagieren und endlich tragfähige Fahrradkonzepte für die nächsten Jahrzehnte ausarbeiten. Es könnte sehr peinlich werden, denn der Landkreis sorgt mittlerweile für eine gute überörtliche Anbindung, die aber an der Böblinger Ortsgrenze abrupt endet.
Mittlerweile hat Böblingen eine gute Anbindung an die Fernstraßen, wie z.B. 464, A81 oder die Umgehungsstraße nach Schönaich. Die Anbindung an den überörtlichen Verkehr ist vorhanden, sodass man als Autofahrer nicht mühsam durch die Stadt muss. Dadurch hat sich aber eine Verschiebung des Verkehrs ergeben. Es sind nun die Böblinger selber, die die frei gewordenen Straßen nutzen. Ich kenne Beispiele, da werden 16-jährige zur 1,5 km entfernte Schulen chauffiert. Diesen hausgemachten Verkehr gilt es einzudämmen. Es wurden bereits NOx-Messungen durchgeführt, die eine schlechte Luftqualität belegen. Und fragen Sie mal die Anwohner der Friedrich-List-Straße nach der Lärmbelästigung. Kurzstrecken innerhalb Böblingens müssen mit dem Fahrrad bequemer und sicherer werden. Es darf sich nicht lohnen, den Innerortsverkehr mit dem Auto zu bewerkstelligen. Eine zukunftsweisende Verkehrsplanung sieht so aus:
Aber den Böblingern klar zu machen, dass sie nicht überall und jederzeit bequem mit dem Auto fahren können, erfordert Mut. Immerhin, es gibt hier und da Lichtblicke. Böblingen beteiligt sich nun offiziell am Stadtradeln. Man darf derartige Projekte nicht unterschätzen, denn dadurch werden Leute auf das Fahrrad gelockt und merken, dass Radeln durchaus eine Alternative ist. Zusätzlich bietet das Stadtradeln Gesprächsstoff. Radfahren wird zum Thema.
Es gibt sogar preiswerte Möglichkeiten für Böblingen, den Radfahrern und -fahrerinnen das Leben zu erleichtern. Dazu gehören:
- Werbung für das Radfahren
- Bessere Wegbeschilderung für Radfahrer
- Fahrradfreundlichere Ampelschaltungen
- Bessere Beschilderung bei Baustellen
- Schaffung von Bannmeilen für Autos rund um Schulen und Kindergärten
- Bessere Parkkontrollen mit Schwerpunkt Poststraße (Zuparken von Fahrradwegen).
- Schaffung von Abstellplätzen im Innenraum (Poststraße, Stadtgrabenstraße). Umwandlung einiger Parkplätze in Radabstellplätze.
- Mehr Werbung für Parken in Parkhäusern.
Diese kostengünstigen Maßnahmen würden die Glaubwürdigkeit der Böblinger Radambitionen deutlich verbessern.