Dieser Leserbrief erschien am 17. September 2015 in der Kreiszeitung:
Teure Parkplätze und kein Geld für den Radverkehr
Wer mal zu beliebiger Tageszeit in Böblingens Parkhäuser schaut, stellt erstaunt fest, dass diese überwiegend leer stehen. Sowohl die Parkhäuser um den Schlossbergring, wie auch in Böblingens Unterstadt haben immer freie Plätze. Der Böblinger scheint Parkhäuser zu meiden oder ist generell schlecht zu Fuß. Damit bestätigt sich ein Kommentar von Chefredakteur Kühnle vom 22. August mit der Überschrift „Teure Parkplätze besser nutzen“. Auch die Statistik, tags zuvor von der Kreiszeitung veröffentlicht, legt nahe, dass im Zentrum Böblingens Auto-Parken kräftig subventioniert wird. Und trotzdem gibt es hunderte ungenutzte und damit wohl überflüssige öffentliche Garagenplätze.
Überflüssig deshalb, weil sie laut den Zählungen des städtischen Bauamts meist nicht einmal zur Hälfte belegt sind. So liegt die Auslastung der Kongresshallen-Tiefgarage nur bei 20%. Das heißt im konkreten Fall, dass bei Baukosten von 19 Mio. Euro (ohne die letzten Sanierungskosten) der Großteil dieser teuren Parkplätze gar nicht benötigt wird. Hier wurden mehr als 30.000 Euro pro meist leer stehendem Kfz-Stellplatz ausgegeben. Beim Radverkehr hingegen wird in Böblingen eisern gespart: Sollte für besseren Radverkehr mal ein Bordstein versetzt werden (z.B. Karlstraße: zu geringe Norm-Breite der roten Fahrradstreifen), oder sind falsche und irreführende Radwegmarkierungen zu entfernen (z.B. auf Gehwegen der Sindelfinger Straße), dann heißt es von Seite der Verwaltung: „Dazu haben wir kein Geld“.
Ein weiteres Beispiel der Denkweise „Auto, Auto über alles!“ stellen die neuen Parkplätze auf der Wolfgang-Brumme-Allee bei der Kreissparkasse (KSK) dar. Dabei stehen in der KSK selbst jede Menge Parkplätze leer. Gerade diese neu eingerichteten Parkplätze vor der KSK verhindern, dass entlang der Wolfgang-Brumme-Allee beidseitig sichere Radwege erstellt werden können. Damit wendet sich unsere Verwaltungsspitze gegen die dringende Empfehlung der Fachleute, bei Straßen mit über 20.000 Fahrzeugen pro Tag und Tempo 50 separate Spuren für Rad fahrende einzurichten. Stattdessen wird auf Böblingens Hauptachse erlaubt – dem Gemeinderat scheint dies egal zu sein – über einen vielbegangenen Gehweg (Verbindung Altstadt mit Bahnhofstraße) zu radeln und dabei Fußgänger zu gefährden. Nicht zu reden von den „blind“ rückwärts hinter dem Modehaus Klückskind herausfahrenden Kfz, die wiederum für die Radler eine Gefahr sind. Bei einem Unfall heißt es dann: Radler hat keinen Helm getragen.
Hubert B.