Leserbrief zur geschönten Darstellung von Radunfällen

Ein Radfahrerpaar hat uns den nachstehenden Leserbrief zukommen lassen, der auch an die Kreiszeitung ging. Konkret geht es um einen Unfall am 8.3.2018 einer 68-jährigen Radlerin, einer Bekannten der beiden. Immer wieder sieht man Zeitungsartikel, in denen Unfälle mit Radfahrenden verharmlost werden.

Immer wieder „übersehen“ Autofahrer einen Radfahrer. Wie auch bei dem Unfall letzte Woche in Sindelfingen. Bereits die Wortwahl solcher Polizeimeldungen klingen relativierend und verharmlosend. „Übersehen“, das erweckt den Anschein, es sei nur ein kleines Malheur, eine kleine Unachtsamkeit, also nicht weiter schlimm. Andere Möglichkeiten der Unfallvermeidung (z.B. angepasste Geschwindigkeit, rücksichtsvolle Fahrweise, keine Handynutzung etc.) werden meist nicht erwähnt.

Trug der Radler dann auch noch keinen Helm, wird darauf in der Regel gebetsmühlenartig ebenfalls noch hingewiesen, obgleich es keine gesetzliche Verpflichtung zum Tragen gibt. Verletzung am Fuß – selbst Schuld, hatte ja keinen Helm auf. Auch in der vorliegenden Meldung heißt es ja, dass die Frau keinen Helm trug. Ihre Verletzungen? Richtig: mehrfache Beinbrüche. Ob ihr da ein Helm geholfen hätte?

Ich bin zwar selbst fast immer auf dem Rad mit Helm unterwegs und denke auch, dass es sinnvoll ist, einen zu tragen. Aber dass stereotyp immer auf einen fehlenden Helm hingewiesen wird, auch wenn der gar keine Rolle spielte, lenkt von demjenigen ab, der den Unfall verschuldet hat. Dies empfinde ich als einseitiges und schlecht recherchiertes Nachgeplapper – seriöser Journalismus sollte anders aussehen.

Übrigens werden in Pressemeldungen auch rote Ampeln von Autofahrern meistens nur „übersehen“ und nicht missachtet, wie es bei Radfahrern regelmäßig heißt. Liegt das möglicherweise daran, dass die für solche Meldungen verantwortlichen Polizisten und Journalisten eher mit dem Auto unterwegs sind? Vielleicht sollten sie mal bei einer Critical Mass mitradeln…

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