Leute

Wir möchten hier Personen vorstellen, die ein wenig von sich und ihrer Einstellung zum Fahrradfahren preisgeben. Ich freue mich auf ein Bild und einen kleinen Begleittext von Ihnen. Einfach an radeln-in-bb ät freenet.de schicken und schon landen Sie auf dieser Seite. Natürlich sind auch Nicht-Böblinger willkommen.


Porträt
Corina S. aus Böblingen
Trotz zweier Kinder war es mir immer ein Anliegen, im Alltag ohne Auto auszukommen. Mit dem Mini-Lastenfahrrad kann ich viele Erledigungen, sogar größere Einkäufe und meine beiden Töchter unter einen Hut bringen. Ich genieße es, direkt bis vor die Läden zu fahren und keinen Parkplatz suchen zu müssen. Mit Elektro sind die Steigungen auch kein Problem. Nur fühle ich mich in Böblingen als Fahrradfahrer nicht richtig willkommen. Oft weiß ich nicht, wo ich fahren soll, weil z.B. Radwege auf einmal enden oder komplett fehlen.


Porträt
Jens S. aus Böblingen
Als ich von der Critical Mass Böblingen erfahren habe, war ich gleich vollauf begeistert. Auch um den Kontakt zu den Teilnehmern zu halten, habe ich diese Homepage gegründet. Die Critical Mass ist wirklich ein Riesenspaß. Zur Zeit schießen diese Touren überall in Deutschland wie Pilze aus dem Boden. Es zeigt, dass die Zeit reif ist für einen echten Wandel hin zum Fahrrad. Städte sind für Menschen da und nicht für Autos. Böblingen hat viel Potenzial, gerade den Innenstadtbereich noch lebenswerter zu gestalten. Wenn Böblingen den Anschluss in punkto Lebensqualität nicht verlieren will, muss das Fahrrad dringendst gefördert werden.


Porträt
Hubert B. aus Böblingen
Radfahren macht Spaß, ist sportlich, hält mich fit, ich nehme gerne Abkürzungen und komme schnell voran. Absteigen kann ich wo ich will, muss nicht auf frei werdende Parkplätze warten, kann überall parken. Mein Rad ist ideal für Besorgungen oder Behördengänge; in der Stadt bin ich so viel flexibler als mit dem Auto. Und statt Benzin verbrauche ich Kalorien.

Porträt
Roland S. aus Böblingen
Das Fahrrad ist für mich über die Jahre zum Hauptverkehrsmittel geworden. Für die 22km Einfachdistanz zur Arbeit habe ich mir ein Pedelec zugelegt. Einfach genial der tägliche Ritt abseits der Straßen – Bewegung, die fit macht und fit hält, Naturerlebnis pur durch alle Jahreszeiten, viel frische Luft, keinen Stress und das alles -ganz schwäbisch- für wenig Geld, ohne Lärm und ohne Abgase. Da ist selbst jeder der 4 Kilometer Umweg, mit dem ich Böblingen großzügig umrunde, ein wahrer Genuss. Sicher, ich radle auch meine Wege in der Stadt. Aber spaßig ist das nicht. Ein Konzept für den Radverkehr ist in Böblingen nicht zu erkennen. Stückwerk reiht sich an Lücke und Lücke an Stückwerk. Wo eine kreative Lösung gefordert wäre, endet die Radfahrmöglichkeit meist im Nirwana. Eine Stadt, die den Anspruch erhebt attraktiv sein zu wollen und sich den Herausforderungen der Zukunft stellen will, muss hier deutlich mehr Engagement zeigen. Böblingen braucht dringend sichere und durchgehende Radfahrmöglichkeiten, egal ob ich von der Diezenhalde zum Daimler radle, von Dagersheim ins Thermalbad oder einfach nur zum Brezeln holen in die Innenstadt.

Porträt
Peter K. aus Böblingen
Ich brauche kein Auto. Viel zu teuer und unpraktisch.
Mein Fahrrad ist fast zu einer Art Körperteil von mir geworden. Ich benutze es zu jeder Jahreszeit im Alltag, um schnell von A nach B zu kommen und Besorgungen aller Art zu erledigen. Im Urlaub habe ich Europa von Norden bis Süden „erfahren“; jedes Jahr gibt’s eine kleine Alpentour.
Radfahren in BB ist wahrlich kein Spaß. Im folgenden schildere ich kurz, wie ich damit klarkomme und wie meiner Meinung nach Verbesserungen erzielt werden können. Ich sehe die Dinge aus der Sicht eines „vorsichtigen Schnellradlers“; mir ist klar, dass es auch ganz andere (gleichberechtigte) Sichtweisen gibt (z.B. müssen Schüler sicher zur Schule kommen).
  • Die meisten gefährlichen Situationen erlebe ich auf Radwegen; man wird einfach zu oft übersehen. Strecken mit gefährlichen benutzungspflichtigen Radwegen meide ich deshalb.
  • Unzumutbare Radwege benutze ich nicht. Unzumutbar sind Radwege, auf denen ich auch durch angepasstes Verhalten einen Unfall nicht verhindern kann. Ein typisches Beispiel ist der Radweg Stuttgarter Straße Höhe Freibad (zwischen Parkstreifen und Gehweg). Wenn hier der Beifahrer (z.B. Kind, das ins Freibad will) die Autotür öffnet, kracht’s unweigerlich. Man kann keinen genügenden Seitenabstand halten, und Ausweichen wird durch den Bordstein verhindert.
  • Auf der Straße achte ich peinlich darauf, dass mich kein Autofahrer in Gefahr bringt:
    • Sichtbar sein. Das bedeutet immer „im Weg sein“, also dort, wo der Autofahrer hinschaut.
    • Genügend Abstand von parkenden Autos halten und schauen, ob jemand drin sitzt (die Tür wird sich öffnen …)
    • Maximale Aufmerksamkeit an allen Einfahrten und Kreuzungen (eine Schlafmütze wird mich übersehen …)
    • Wenn nicht genügend Seitenabstand (1,5m) vorhanden ist, kann man nicht an mir vorbeifahren. Ich muss dazu sehr weit links fahren, sonst probiert’s trotzdem irgendjemand. Wenn’s dann wieder geht (z.B. kein Gegenverkehr mehr), mache ich demonstrativ Platz. So wurde uns das übrigens ganz offiziell bei einem innerbetrieblichen Sicherheitstraining durch zwei Polizisten empfohlen. Die meisten Autofahrer kommen damit ganz gut klar, ich werde nur selten angepöbelt. Stressfrei ist das Ganze nicht: Man muss zu jedem Zeitpunkt genau wissen, was vor und HINTER einem los ist.

Wie kann man die Situation verbessern?
Oft scheitern Problemlösungen daran, dass man ALLES möchte (was aber nicht möglich ist); am Ende bekommt man dann NICHTS. Ich bin für den Weg der kleinen Schritte. Und ich unterscheide zwischen Misständen, die eher den Komfort und solchen, die die Sicherheit betreffen. Meiner Ansicht nach sind Sicherheitsprobleme SOFORT aus der Welt zu schaffen (oder wollen wir Menschenleben riskieren?); oft geht das ganz einfach, z.B. durch Ändern der Beschilderung. Komfortprobleme sollte man ebenfalls sofort beheben, wenn dies mit geringem Aufwand möglich ist (z.B. Ampelschaltungen, bessere Wegführungen).
Daneben braucht man natürlich ein Gesamtkonzept für die Zukunft. Aber ohne die kleinen Schritte werden wir nicht vorwärts kommen; und oft kristallisieren sich Lösungen ganz von selbst heraus, wenn man beginnt, Probleme schrittweise zu lösen. Die kleinen Schritte vermisse ich in Böblingen schmerzlich; zahllose Gefahrenstellen sind seit vielen Jahren bekannt, ohne dass sich etwas tut – es fehlt der Wille.
So bitter es klingt, aber ich bin der Überzeugung, dass es nur eine Möglichkeit gibt, hier ein Umdenken herbeizuführen: Das Nichtstun muss für die Stadt teurer und aufwendiger sein als des Beheben der Probleme. Überhäuft die Stadt mit Strafanzeigen, Schadenersatzforderungen, Dienstaufsichtsbeschwerden! Ganz wichtig auch: Wenn neue Probleme geschaffen werden, sofort Beschwerde einlegen – hier laufen Fristen, nach deren Ablauf kein Einspruch mehr möglich ist! Wenn sich EIN Bürger zur Wehr setzt, wird sich nichts ändern. Aber wir sind VIELE…

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