Gastbeitrag von Jürgen Böhringer:
Die Diskussion um zu schmale Radwege im Bereich Herrenberger Straße schwelt schon lange. Der westliche Teil der Herrenberger Straße wurde umgestaltet und am 20.12.2018 wieder freigegeben. Schnell war klar, dass die Radfahrstreifen viel zu schmal sind.
Am 23.09.2019 wurde dann endlich mit Bagger, Asphalt und Farbe der Radfahrstreifen stadteinwärts an einigen Stellen etwas verbreitert. Allerdings fiel die Aktion derart spärlich aus, dass nicht einmal eine Breite von 1,85 m (inklusive linken Sicherheitstrennstreifen, ohne rechten Seitenstreifen) eingehalten wurde. So musste Herr Weidmann vom Tiefbau- und Grünflächenamt in der „AG Radverkehr“ am 5.11.2019 eingestehen, dass diese Aktion leider misslungen ist und nochmals nachgebessert werden muss. In dieser „AG Radverkehr“ wurde von mir auch darauf hingewiesen, dass die Breite von 2,00 m sein sollte (Hintergründe: s. hinten).
Am 7. und 8.4.2010 wurde dann das zweite mal Hand angelegt und der Radweg erneut markiert: Positiv anzumerken ist, dass zu mindest die Kreuzung Herrenberger Straße/Grenzweg (Obst-/Gemüsestand) mittlerweile besser gelöst ist. Leider ist der Radfahrstreifen immer noch an vielen Stellen zu schmal. So ist er in etwa auf der Höhe des Ortsschildes stadteinwärts nur 1,82 m statt 2,00 m breit.
Die oft angewandte Breite von 1,85 m ist gefährlich. Autofahrern ist oft nicht klar dass sie 1,50 bzw. 2,00 m Sicherheitsabstand einhalten müssen und fahren daher viel zu dicht an Radfahrern vorbei und gefährden diese.
Folgende Punkte charakterisieren diesen Streckenabschnitt:
- Hier herrscht eine sehr hohe Kfz- und Radverkehrsstärke.
- Die Straße ist sehr stark befahren – auch von Schwerlastverkehr.
- Der Radfahrstreifen ist ebenso stark befahren. Er ist der Radschnellweg / „Hauptroute des Radverkehrsnetzes“ (Offizielle Route Radwegenetz Landkreis Böblingen)
- Dieser Bereich liegt in der Nähe von einigen Schulen.
- Teilweise ist hier 70 km/h erlaubt.
Die „RASt 06“ beschreibt laut Wikipedia (Artikel „Radfahrstreifen“, Stand 8.4.2020):
Die Breite beträgt nach den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt 06) mind. 1,60 Meter (zuzüglich 0,25 Meter für die Markierung). Größere Breiten sind anzustreben:
- bei hohen Verkehrsstärken und Schwerlastverkehrsanteilen
- in der Nähe von Schulen und Radverkehrszielen
Das technische Regelwerk „ERA 2010“ enthält hierzu:
„Bei hohen KFz- und Radverkehrsstärken, einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von mehr als 50 km/h, oder … sollte die Breite mindestens 2,00 m betragen.“
Daher sind hier auf jeden Fall die 2,00 m anzulegen.
Auf Anhieb richtig zu planen und zu bauen scheint in Böblingen unmöglich zu sein – dabei wäre es vermutlich wesentlich billiger. Bleibt zu hoffen dass bei einer baldigen dritten Korrekturmaßnahme:
- die Radfahrstreifen endlich auf 2,00 m markiert werden
- und auch die noch fehlenden rote Markierungen im Kreuzungsbereich angebracht werden
Dieser Vorgang zeigt ein weiteres Mal, dass Bürger bei der „AG Radverkehr“ nicht ernst genommen werden. Regelmäßig wird hier die Stadt Böblingen auf gefährliche Stellen im Radverkehrsnetz hingewiesen. Leider reagiert die Stadt nur in den seltensten Fällen. Statt dessen bekommt man oft mit, dass genau an den diskutierten Stellen sich regelmäßig Fahrradunfälle ereignen – so z. B. im Bereich Mercaden-Kreisel oder auch an der Fuß- und Radunterführung unter der Schönbuch-Bahn an der „Danziger Straße“. Oftmals kurieren sich derartige Radunfallopfer still und heimlich aus. Ich denke aber, dass Opfer eher in die Offensive gehen sollten und eine Schadensersatzklage gegen die Stadt Böblingen anstrengen sollten. Denn nur so erhält die Thematik endlich die dringend nötige Sichtbarkeit.