Vor ca. anderthalb Wochen kommt meine Frau zitternd nach Hause, immer noch im Schock. Sie benutzt relativ regelmäßig den Radschnellweg nach Vaihingen, um zur Arbeit zu kommen. An diesem Dienstag fährt sie abends im Dunkeln nach Böblingen zurück.
Mitten auf der Strecke kommt ihr ein Fahrzeug entgegen. Das passiert ab und zu, weil der Kampfmittelräumdienst nahe Rohr residiert und auch ein paar Anwohner. Aber in diesem Fall kommt das Auto mit geschätzten 100 km/h auf meine Frau zu – auf einem nur wenige Meter breitem Radweg, nachts, im Dunkeln. Sie muss erstmal absteigen und kann erst nach einiger Zeit weiterfahren. In einem solchen Fall hat man wirkliche Angst um sein Leben. Im Ernstfall hätte ein Autofahrer ein anderes Menschenleben geopfert, nur um ein paar Minuten Wegzeiten zu sparen.
Das Landratsamt hat zum Glück veranlasst, dort Polizeikontrollen durchzuführen, wie auch im Artikel in der SZBZ erwähnt, Ich weiß nicht, ob Strafen ausgesprochen werden, aber allein die Dreistigkeit, einen Radschnellweg zu benutzen, um schneller nach Hause zu kommen, ist nicht mehr zu überbieten.
Es ist inzwischen überall zu beobachten, dass Feldwege, Radwege oder gar Fußwege von Autofahrern genutzt werden, nur um ein paar Meter oder einige Sekunden zu sparen. Es gilt mittlerweile als Grundrecht, jedes Ziel störungsfrei und sofort zu erreichen. Verkehrsregeln, gegenseitige Rücksichtnahme, Wertschätzung des anderen Lebens spielen keine Rolle mehr.
Spricht man diese Autofahrer an, erntet man nur Empörung. „Ich muss doch mein Kind zur Turnhalle bringen“. Selbst 50m zu Fuß sind zu viel – dabei werden die Kinder zum Sport gebracht. Wie paradox.
Lieber Leserin, lieber Leser, ich kann nur auffordern, bei solchen Vorkommnissen die entsprechenden Autofahrer anzusprechen oder ein Bild zu machen, was viele verärgert oder zu einer Reaktion veranlasst. Gegebenenfalls auch mal eine Anzeige machen beim zuständigen Ordnungsamt. Es muss diesen Leuten bewusst werden, das sie hier falsch unterwegs sind und sogar Menschenleben gefährden.