Gleich zwei Leserbriefe wurden am 10.5.2017 in der Kreiszeitung zum Thema Radfahren veröffentlicht. Machen Sie sich als Lesende selbst ein Bild…
Radpolitik in BB: Effekthascherei statt Effektivität:
Zum Artikel „Einweihung des Bike-o-mat am Böblinger Bahnhof“ vom 6. Mai.
Der unsinnige Bike-o-mat zeigt – wie schon die Bike-Station – wieder einmal, wie weit Böblinger Verwaltung und Gemeinderat von einer wirkungsvollen Radpolitik entfernt sind. Erneut Effekthascherei statt Effektivität. Den Bike-o-mat braucht man vielleicht beim Bodensee-Radrundweg, am Böblinger Bahnhof aber kein Mensch. Die Nutzungsdaten werden es belegen, aber wohl nie bekannt werden, um die Fehlinvestition zu kaschieren. Das Ding wird höchstens vandalisiert oder aufgebrochen.
Auch vom Land geförderte Investitionen wie Bike-o-mat und Bike-Station kosten unser aller Steuergeld. Das hätte man weit wirkungsvoller einsetzen können: Die 10 000 plus x Euro (Bike-o-mat) zur Neu-Asphaltierung von 1000 Meter Holperstrecken, die in Böblingen als Radweg firmieren. Und die 30 000 Euro für die Bike-Station hätten weitere drei Kilometer gebracht. Aber statt bei Kraayvangers Presse-Jubel-Termin am Freitag gegen die eklatanten Missstände für Radler zu protestieren, stehen Böblingens Rad-Aktivisten auch noch Spalier für diese Pseudo-Radpolitik, bilden Staffage für zwei nette Pressefotos mit einer strahlenden, sich zu unrecht als Oberradlerin in Szene setzenden Baubürgermeisterin, die wie OB (Maxime „Böblingen ist keine Radlerstadt“) und Gemeinderatsmehrheit zu echten Verbesserungen für Radfahrer unwillig ist.
Reinhard Siekemeier, Böblingen
OB Lützner müsste als Vorbild voranradeln:
Zum Thema „Radfahren in Böblingen“.
Vielen wird es schon aufgefallen sein: Das Thema Mobilität wird immer brisanter. Mehr und mehr Autos verstopfen die Straßen und die Fahrt von beziehungsweise zur Arbeit wird immer nervenaufreibender. Viele Kollegen und Freunde in meinem privaten Umfeld, bis dato eher Autofreunde, machen sich Gedanken und wagen den Umstieg auf das Fahrrad. Sie werden neben der körperlichen Fitness mit planbaren Fahrzeiten belohnt. Ein weiterer Ausbau der Straßen würde den Verkehrskollaps nicht verhindern, sondern eher befeuern. Deswegen ist das Ausweichen auf Alternativen wie Fahrrad, Bus oder Bahn genau das richtige Mittel. Eine moderne Stadt braucht eine moderne Verkehrsplanung, so auch Böblingen. Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger und Klimaschutzmanagerin Kruppa machen sich für das Radfahren stark, unter anderem als Teilnehmerinnen beim Stadtradeln oder beim Arbeitskreis nachhaltige Mobilität.
Das Tüpfelchen auf dem „I“ wäre ein klares Bekenntnis von OB Lützner. Dann wäre er ein Vorbild und – da bin ich mir sicher – er würde als Radfahrer eine sportliche Figur abgeben. Diesen Impuls braucht Böblingen dringend, um aus seinen Radfahrambitionen eine runde Sache zu machen.
Jens Sundermann, Böblingen